Heinrich Jungebloedt Mosaiken

Der schmerzliche Verlust meines Schulzendorfer Kollegen und Mentors Helmut Mencke (1944-2018) markiert auch das Ende einer auf den Anfang zurückgehenden Mosaiktradition in Berlin, so schien es zunächst.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete Heinrich Jungebloedt (1894-1976) gemeinsam mit Elisabeth Jeske (1921-2002) die Mosaikwerkstatt Heinrich Jungebloedt Mosaiken in Schulzendorf. Beide arbeiteten zuvor für die weltberühmten Firma Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff. Heinrich Jungebloedt Mosaiken fertigte zahlreiche Mosaikkunstwerke vorwiegend für Neubauvorhaben in der Sowjetischen Besatzungszone. Daneben war auch die Restaurierung kriegszerstörter antiker Mosaike Schwerpunkt ihres Schaffens. Über die Jahrzehnte wuchs der Fundus wertvoller Mosaikmaterialien aus verschiedenen Epochen der Mosaikkunst, die sich im Schulzendorfer Haus anhäuften. Helmut Mencke führte die Mosaikwerkstatt nach dem Tod Elisabeth Jeskes weiter. Obwohl er die praktische Mosaikarbeit offiziell 2007 beendete, stellte er mir immer wieder exzellente Ersatzmaterialien für die Restaurierung der Antiken zur Verfügung, an denen die Werkstadt Jungebloedt in der unmittelbaren Nachkriegszeit und nun ich arbeiteten.

In tiefer Dankbarkeit gegenüber Helmut Menckes Tochter Uta von Unger (geborene Mencke) und ihrem Ehemann Jobst von Unger habe ich nun das Mosaikmaterial der Werkstatt Heinrich Jungebloedt Mosaiken übernommen und werde es in Helmut Menckes Sinne verwalten und nutzen. Gleichzeitig habe ich mir zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Werkstatt Heinrich Jungebloedt Mosaiken von ihrer Gründung bis zu ihrem Ende im Jahr 2007 zu erforschen und auch hier auf dieser Webseite zu veröffentlichen.

 

Biografien

Heinrich Jungebloedt (1894-1976)

  • Heinrich Jungebloedt wurde 1894 in Witten an der Ruhr geboren
  • 1901-1913 Schulbesuch in Essen
  • 1913-1914 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf
  • 1914-1920 Musterung, Grundausbildung und Kriegsteilnahme sowie fünf Jahre französische Gefangenschaft
  • 1920-1923 Fortsetzung des Studiums der "Wandmalerei" an der Essener Kunstschule (später "Folkwangschule")
  • 1923-1945 Anstellung bei der weltberühmten Firma Vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff, nach einer Studienreise zu den klassischen antiken Mosaiken Italiens Aufstieg zum künstlerischen Leiter (1925)
  • 1945 - 1976 Gründung und Leitung einer der eigenen Mosaikwerkstatt Heinrich Jungebloedt Mosaiken in Schulzendorf (Kreis Teltow) unter Mithilfe von Frau Elisabeth Jeske
  • 1946 bekommt er von der Direktion der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin-Schöneberg hohe Anerkennung: "Er sei der einzig wirkliche Experte auf dem Gebiet des künstlerischen Mosaiks"
  • 1948 Meisterprüfung des Mosaik-Handwerks vor der Handwerkskammer des Landes Brandenburg mit dem Prädikat "Sehr gut"
  • 1950 Der "Hauptausschuss für Kunsthandwerk des Landes Brandenburg" verleiht ein personengebundenes Gütezeichen u. a. an Heinrich Jungebloedt für dessen Produkte
  • 1951 -1976 Umfangreiche Arbeiten in Berlin und anderen Orten (Neubauprogramm, Repräsentativbauten, Kunst am Bau)
  • 03.1976 Heinrich Jungebloedt verstarb und fand auf dem Friedhof Eichwalde seine letzte Ruhestätte

 

Heinrich Jungebloedt

Heinrich Jungebloedt 1964

 

 

Helmut Mencke (1944-2018)

  • Helmut Mencke wurde 1944 in Neuglobsow geboren
  • 1950-1960 Besuch der Grundschule in Schulzendorf und der Mittelschule in Eichwalde
  • 1960-1963 Berufsausbildung mit Abitur im Schwermaschinenbau in Wildau
  • 1963 bis 1969 Studium der Optik, Feinmechanik und Elektronik an der Technischen Hochschule in Ilmenau
  • 1969-1981 Entwicklungsingenieur für Hochenergiephysik in Zeuthen
  • 1981-1989 Entwicklungsabteilung des Kombinats für Oberbekleidung Berlin
  • nach 1989 Anstellung bei Elisabeth Jeske als Mosaizist
  • Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, er wurde E. Jeskes rechte Hand
  • 2002 Übernahme der Werkstatt nach dem Tod von Elisabeth Jeske
  • 2007 offizielles Ende der Werkstatt
  • 2007-2018 Helmut Mencke stand immer noch für Fachfragen zur Verfügung und gab Material für Restaurierungsarbeiten aus dem großen Fundus ab
  • 2018 verstarb Helmuth Mencke in Schulzendorf

 

Helmut Mencke 1993

Helmut Mencke 1993

 

Helmut Mencke 2015

Helmut Mencke 2015, Mitarbeit bei der Restaurierung des Papageienmosaiks, Pergamonmuseum

 

Jungebloedt Schulzendorf

Wohnhaus Karl-Liebknecht-Str. in Schulzendorf

Keller JungebloedtKellerräume und Arbeitsplatz von Helmut Mencke, 2018

 

Elisabeth Jeske (1921-2002)

  • Elisabeth Jeske wurde 1921 in Berlin geboren
  • 1928-41 Schule, kaufmännisch-technische Ausbildung
  • 1941-45 Angestellte in der Mosaik- und Glasmalereiwerkstatt von Puhl & Wagner in Berlin-Rixdorf
  • 1945-1976 Mitbegründerin der Mosaikwerkstatt Heinrich Jungebloedt Mosaiken
  • 1949 Lehrbrief im Mosaik-Kunst-Handwerk
  • 1954-1975 Meisterschule für das Kunsthandwerk Berlin
  • 1960 Meister für das Platten- und Fliesenlegerhandwerk
  • 1968 Vollmitglied Verbandes Bildender Künstler Deutschlands
  • 1976 Übernahme der Werkstatt nach dem Tod von Heinrich Jungebloedt
  • 1981-86 Restaurierung von Mosaiken aus Jordanien/Kilikien, Antiken-Sammlung Berlin
  • 1987 Restaurierung von Mosaiken des Berliner Doms
  • 1990 Mitglied des Verbandes Brandenburgischer Bildender Künstler e. V.
  • 1996 Bundesverdienstkreuz zur Anerkennung ihres Lebenswerkes
  • 2000 Ehrenbürgerin Schulzendorfs anlässlich der 625 Jahrfeier
  • 2002 verstirbt sie 81jährig nach unermüdlichem Schaffen

 

Elisabeth Jeske

Elisabeth Jeske vor 1985